Neuerscheinungen
GÖTTER, GEISTER UND SCHAMANEN (2025)
Sibirische und zentralasiatische Kulturen in der Darstellung europäischer Reisender vom 16.-20. Jahrhundert
Ähnlich den Entdeckungsreisen über den Atlantik, waren die Reisen nach Sibirien und Zentralasien für Jahrhunderte der Aufbruch in eine „Neue Welt“. Die Reisenden wurden konfrontiert mit dem Nomadismus in Sibirien, sie erlebten schamanistische Séancen mit und tauchten in die islamisch geprägten Gesellschaften Turkestans ein. Einer ganzen Reihe von ihnen gelang es, mit einem „ethnologischen Blick“ die Besonderheiten der für sie radikal fremden Kulturen einzufangen. Dazu gehören bekannte Reisende wie die deutschen Naturwissenschaftler Steller und Pallas, aber auch viele weniger bekannte Reisende aus Frankreich, England, Polen und dem europäischen Russland. Mochten auch ihre Anliegen, ihre Reiserouten und ihre Ergebnisse denkbar unterschiedlich sein, vereint sie doch das Verdienst um die Beschreibung fremder Kulturen. Sie geben Kunde von heute teilweise verschwundenen indigenen Völkern und verleihen ihnen eine Stimme. Nenzen, Tungusen, Chanten und Jakuten / Sacha in Sibirien bis hin zu den Bewohnern Kamtschatkas werden in ihren historischen Lebenswelten greifbar, genauso wie Kirgisen und Usbeken in Zentralasien.
RADIO MAJAK (2024)
Radiohören und Radiomachen in der Sowjetunion, 1964–1991

1964 wurde der Radiosender ›Majak‹ von den sowjetischen Machthabern und Rundfunkzuständigen geschaffen – als Gegenangebot zu den westlichen Radiosendern BBC, VOA und RFE. Diesen Sachverhalt thematisiert der vorliegende Band und untersucht die Funktion, Konzeption und den Erfolg von ›Majak‹ beim sowjetischen Publikum anhand dreier Akteur:innengruppen – Regime, Medienmacher:innen und Publikum. Kristina Wittkamp leistet damit einen Beitrag zur sowjetischen Kultur- und Mediengeschichte und bietet Aufschlüsse über Handlungsspielräume, Teilöffentlichkeiten und Aneignungspraktiken. Konzeptionell fungiert ›Majak‹ als Dispositiv, das eingebettet ist in eine Anordnungsstruktur der Akteur:innen, beteiligten Institutionen, technischen Gegebenheiten, diskursiven Strukturen, Programmkonzeptionen, Rezeptionspraktiken und Wahrnehmungen.
BORDERLAND SOCIETIES IN EAST-CENTRAL EUROPE (2024)
Heterotopias, transculturality and identities in spatial manifestations (with special emphasize on Ukrainian Bukovina)
The recent events of the Russo-Ukrainian warfare confirm violently that borderlands and borderland societies constitute vital parts of topographically as well as simultaneously culturally determined and discursively shaped East-Central European spatial spheres. This volume approaches this topic in a variety of case studies, spanning from Western border regions like Silesia and the former inner-German border between Thuringia and Northern Bavaria to the Eastern outposts of the Habsburg Empire in Galicia and Bukovina. These borderlands depict collectively experienced spaces of representation, allowing certain insights into the histories of society and transfer. By analyzing transdisciplinary concepts of identity construction, transcultural, and urban spheres, the gathered articles contribute to milieu, remembrance, and identity studies. The presented case studies enrich the established methodological approaches by transcending the geographically connotated term space and by highlighting the artificial, communicative, and cultural character of various borderland regions. Thus, borderland societies in East-Central Europe exceed existing notions of concepts like Heterotopias or lieux de mémoire by contributing as entangled constructs of nation, empire and society to postcolonial area studies.
DER WEIßE ADLER (2019)
Die Geschichte Polens ist von dramatischen Umbrüchen, von Katastrophen und Triumphen, von widerstrebenden Entwicklungen gekennzeichnet. Zweimal verschwand es ganz von der Landkarte, aufgerieben zwischen den benachbarten Reichen, den „Schwarzen Adlern“ Preußen/Deutschland, Russland und Österreich. Doch der „Weiße Adler“ erhob sich immer wieder, die Polen gaben ihr Land nie verloren, weil die Erinnerung an die große Vergangenheit auch durch die Tiefen der Geschichte hinweg nie ganz verblasste.
Thomas Wünsch beschreibt umfassend und kompakt die wechselvolle und an großen Persönlichkeiten reiche Geschichte des östlichen Nachbarlandes, dessen Geschicke so eng mit der deutschen Geschichte verknüpft waren und sind.
SPACE AND REMEMBRANCE (2018)
Der hl. Johannes von Dukla stellt einen religiösen "Erinnerungsort" dar, der bis heute im kollektiven Selbstverständnis Polens und der Westukraine eine besondere Rolle spielt. Johannes war Franziskanerbruder und gehörte der Reformströmung der Bernardiner in der zweiten Hälfte des 15. Jhs an. Seine eigentliche Bedeutung entfaltete er jedoch erst in seinem Nachleben: Die Verehrung des heiligmäßigen Minderbruders erfasste nicht nur Katholiken, sondern auch Unierte (Griechisch-Katholische), dazu wohl auch Orthodoxe und Armenier im Polnisch-Litauischen Commonwealth. Damit wurde Johannes von Dukla zu einem Medium, das den ruthenischen Grenzraum als einen multikulturellen und multikonfessionellen Raum mit gestaltete. Umfangreiche Befragungen unter Gläubigen aller Konfessionen im Lemberger Raum im 17. und 18. Jh. förderten das Bild eines Heiligen zu Tage, der Anerkennung in allen Milieus genoss. Seine Verehrung vereinte Angehörige der Königsfamilie, hohe staatliche und geistliche Würdenträger, Mitglieder der Lemberger Stadtverwaltung und einfache Gläubige aus Polen, der Ukraine und Ungarn. Johannes von Dukla war in allen medialen Formen präsent; wir besitzen zu ihm Lebensbeschreibungen, Bildnisse, Votivgaben, Statuen, Prozessionen und Gedenkfeiern. Seine Seligsprechung 1731/33 und seine Heiligsprechung durch Papst Johannes Paul II. 1997 markieren Höhepunkte in seiner Verehrungsgeschichte. Für die Gegenwart bietet er das Beispiel einer länderübergreifenden, Mittel- und Osteuropa verbindenden Figur.