Interdisziplinäre Tagung: Lachgemeinschaften? Komik und Behinderung im Schnittpunkt von Ästhetik und Soziologie
Obwohl Komik und Behinderung gerade in den Künsten immer wieder zusammengedacht werden (beispielsweise in Filmkomödien), gibt es so gut wie keine theoretisch und methodisch fundierten Auseinandersetzungen mit dieser Thematik in den Kultur- oder Sozialwissenschaften, geschweige denn ein Zusammendenken von ‚Behinderung und Komik‘ unter der Doppelperspektive von Literatur (Film, Theater) als Symbol- und Sozialsystem. Gerade bei Inklusionsdiskussionen sind aber Fragen nach dem Potential des Lachens und der Komik und deren Ambivalenz von weitreichender Bedeutung: Denn das Lachen kann ein- und ausschließen.
Sieht man Lachen und Komik als menschliche Reaktionen auf Beeinträchtigungen von Handlungsmöglichkeiten an, wird diese Ambivalenz unmittelbar deutlich: Man lacht wegen und trotz der Behinderung, über und mit den betroffenen Menschen. Der Lachende schwankt dabei zwischen Gegensätzen im Fühlen, Wünschen, Denken, Beurteilen oder Wollen ebenso wie zwischen gegensätzlichen Kommunikationen und Handlungen. Als innerer Konflikt erzeugt Ambivalenz Angst, das Gefühl von Kontrollverlust und damit Spannungszustände, die Entscheidungen blockieren, jedoch auch kreative Lösungen ermöglichen.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich Einzelfragestellungen, die in der Tagung auf vier theoretischen Ebenen diskutiert werden sollen (Einzelbeispiele, Rolle des Körpers, normative Aspekte, Komikkritik). Zwei Gesprächsrunden mit Menschen aus der Praxis sollen praktische Konsequenzen von Komik im Bereich Behinderung auszuloten helfen. Die Vortragenden setzen sich zusammen aus Vertreter:innen der Sozial-, Erziehungs-, Literatur-, Kultur-, Medien-, Theater- und Filmwissenschaften.