Wissenschafts-Kommunikation
Pressemitteilung zur Ringvorlesung im Rahmen der 400-Jahre-Feierlichkeiten zum Thema: „Theologie vernetzt"
Wie kann Theologie mit ihren unterschiedlichen Fächern aktiv einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs der Universität Passau und zur Gestaltung heutiger Gesellschaft leisten? Dieser Frage widmete sich das Departement für Katholische Theologie der Universität im Rahmen der Ringvorlesung „400 Jahre Akademische Tradition in Passau – Von der Jesuitenhochschule zur modernen Universität“ am Donnerstag, den 26. Januar unter dem Titel „Theologie vernetzt“.
400 Jahre akademische Tradition in Passau heißt auch: 400 Jahre wissenschaftliche Theologie in Passau. In diesen vier Jahrhunderten galt es, Glaubensleben und wissenschaftliches theologisches Denken immer wieder so anzupassen, dass Theologie „modern“ und lebensfähig blieb. Der gleichen Herausforderung stellt sich auch heute das Departement für Katholische Theologie der Universität Passau. Professorin Dr. Sandra Huebenthal, Professor Dr. Bernhard Bleyer, Professor Dr. Christian Handschuh und Professor Dr. Hans Mendl zeigten im Rahmen der Ringvorlesung welche Rolle die einzelnen Disziplinen innerhalb der Theologie zur Gestaltung aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen haben.
Die Professorin und ihre Kollegen stellten die jeweils unterschiedliche Methodik, Hermeneutik und Perspektive der einzelnen theologischen Disziplinen dar und zeigten Chancen auf, die durch den fachlichen Austausch entstehen können. „Die Theologie ist im Diskurs der Wissenschaften bis heute vielleicht dasjenige Fach, das am stärksten auf das Teamplay der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angewiesen ist“, unterstrich Professor Handschuh den Vernetzungsgedanken und lieferte damit den Aufschlag für das gemeinsame Thema „Identität und Erinnerung“.
„Die Bibel ist bereits von sich aus identitätskonkret und lädt zu christlicher Identitätsentwicklung ein“, betonte Professorin Huebenthal (Lehrstuhl für Exegese und Biblische Theologie). Der Biblische Kanon könne im Zuge einer kulturwissenschaftlichen Gedächtnistheorie als kulturelles Gedächtnis der christlichen Welt festgemacht werden, das im Rahmen der Bibelwissenschaft untersucht und interdisziplinär anschlussfähig gemacht wird.
Professor Handschuh (Professur für Kirchengeschichte und christliche Identitäten) begreift Identität als Analysebegriff und Tool im Rahmen von Forschungsvorhaben, um menschliche Selbstdefinitions- und Transformationsprozesse sichtbar werden zu lassen. Einerseits gehe es darum, inwiefern Epochen, Personen, Texte oder Deutungsmuster die Identitäten geprägt haben und andererseits darum, durch den Identitätsbegriff Religion und christlichen Glaube in den einzelnen Epochen als Teil der menschlichen Sinnstruktur zu analysieren.
Die Theologische Ethik richtet den Fokus auf die Vergangenheit zur normativen Bewertung von Handlungen. Am Begriff der Nachfolge lasse sich dies, so Professor Bleyer (Lehrstuhl für Theologische Ethik), erkennen: „Wer Jesus von Nazareth nachfolgt, schaut zurück auf dessen erzählerisch gedeutetes Leben. Und das ist auch der wesentliche Grund, weshalb das Fach so auf die Thematik ‚Identität und Erinnerung‘ angewiesen ist.“ Zugleich aber zeigten sich hier auch Methodenprobleme: Aktuelle Anforderungen wie Klimawandel oder Digitalisierung ließen sich durch ein alleiniges Zurückschauen nicht beantworten und führten im Bereich Grundlagenforschung zu Theorielücken.
„Spielerisch“ verkörpert hingegen die Religionspädagogik das Themenfeld „Identität und Erinnerung“, indem didaktisch Perspektiven mit Transzendenzbezug aufgezeigt werden. Eine religiöse Bildungsarbeit mit heterogenen Gruppen oder die aktuelle Auseinandersetzung mit der Zukunft des Faches Religion ließen sich in den Diskurs von Identitätanschließen, so Professor Mendl (Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts). Potential liege laut Mendl vor allem in der Ausrichtung eines performativen Religionsunterrichts.
In der abschließenden offenen Fragerunde stand vor allem die Zukunftsrolle der Theologie im Mittelpunkt. Es wurde deutlich, dass es auf dem Spielfeld der Theologie nicht darum gehen dürfe, „Schmetterbälle“ zwischen den Disziplinen zu schlagen, sondern vielmehr ein vernetztes Passspiel zu forcieren.