Birken-Werkausgabe
Es wird bei weitem nicht der gesamte Manuskriptbestand des Birken-Archivs veröffentlicht. Vollständig werden nur die von ihm selbst – meist chronologisch – geführten Sammlungen seiner Gedichte und die den Sammlungen zugeordneten Gedichte der letzten Arbeitsbücher Birkens ediert, der durch seinen plötzlichen Tod nichtverwirklichten Absicht des Autors gemäß. Von den zahlreichen, meist unvollendeten prosaisch-poetischen Andachtstexten erscheint eine Auswahl. Von den vielen Korrespondenzen, die Birken geführt hat, werden diejenigen rekonstruiert – im Rahmen des Möglichen vollständig –, die nach Einschätzung der Herausgeber und Bearbeiter literar- und kulturhinsichtlich von besonderer Bedeutung sind. Jeder Textband der Ausgabe erscheint zusammen mit einem Apparat- und Kommentarband. Für die Kommentierungsarbeit werden außer zahlreichen anderen Quellen auch die nicht in die Textbände aufgenommenen Bestände des Birken-Archivs genutzt. Alle Kommentarbände enthalten ausführliche Register.
Für einen geplanten zweiten Teil der Ausgabe, die Sammlung und kommentierte Edition des sehr verstreuten zu Lebzeiten gedruckten Werk Birkens (Casualia, Eklogen, Dramen) hat sich bislang keine Finanzierungsmöglichkeit finden lassen. Der Plan auch dieses Teils der Gesamtedition ist zusammen mit dem des inzwischen weitgehend fertiggestellten ersten Teils und eines dritten, der die elektronisch unterstützte Faksimile-Wiedergabe einiger der umfangreichen Werke Birkens vorsieht, in Bd. 1 der Ausgabe, S. CXXIX - CXXXI, dargelegt.
Im Folgenden werden die einzelnen Bände des ersten Teils, der Manuskripte-Edition, vorgestellt.
Floridans Amaranten-Garte
Hrsg. von Klaus Garber und Hartmut Laufhütte in Zusammenarbeit mit Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Tübingen 2009.
Der Band präsentiert die erste der sechs handschriftlich geführten, meist chronologisch angelegten Lyriksammlungen des Autors: 281 oft mehrteilige Liebes- und Freundschaftsgedichte aus den Jahren 1642-1681. Zwar stehen die Gedichte dieser Lyriksammlung Birkens, seine Liebes- und Freundschaftsgedichte, in den Traditionszusammenhängen der Zeit, der Allegorese, der Bukolik, des Petrarkismus, des aemulatio-Schemas; sie sind aber darüber hinaus von einer überraschenden, geradezu modern anmutenden Subjektivität und einer beeindruckenden Themen- und Formenvielfalt. Vor allem aber: Sie sind, ob – zu einem nicht ganz kleinen Teil – zu Lebzeiten des Autors gedruckt oder ungedruckt, völlig unbekannt und eröffnen der Forschung neue Perspektiven. Während im ersten Teil der Sammlung Erotisches dominiert, vor allem Birkens langjähriges Werben um eine Adelsdame, ist der zweite Teil eine eindrucksvolle Dokumentation der Geschichte des Pegnesischen Blumenordens, weit über das bisher literarhistorisch Kodifizierte hinaus. Zu allen zu Lebzeiten Birkens gedruckten Gedichten der Sammlung werden im Kommentarteil Nachweise geliefert und Abweichungen der Druckfassungen dokumentiert. Zur Kommentierung wurden der epistolographische und diaristische Nachlass Birkens und andere zeitnahe Quellencorpora ausgewertet. Die Edition wird eingeleitet durch die erstmalige ausführliche Darstellung der Geschichte des Birken-Nachlasses, der Birken-Philologie und der Bemühungen um eine Werkausgabe.
S. v. B. Birken-Wälder
Hrsg. von Klaus Garber, Christoph Hendel und Hartmut Laufhütte. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/Boston 2014.
Dieser Band enthält die umfangreichste der von Sigmund von Birken geführten handschriftlichen Sammlungen eigener Gedichte, das Buch "S. v. B. Birken-Wälder" und die Gedichte aus dem letzten Arbeitsbuch, die Birken zur Aufnahme in diese Sammlung bestimmt hat. Es handelt sich um 430 teils mehrteilige, bisher größtenteils unbekannte, von 1644-1681 entstandene Gedichte und Gedichtgruppen, die meist auf Bestellung für Geistliche, Gelehrte und Angehörige des Nürnberger Stadtpatriziats geschrieben wurden. Anlässe waren Geburts- und Namenstage, Hochzeiten, Examina, Amtsantritte, das Erscheinen von Büchern u. a. m. Reich ist Birkens Mitarbeit an Joachim von Sandrarts Monumentalwerk "Academia Todesca" dokumentiert. Wie für die in Bd. 1 mitgeteilten Texte werden auch hier in den Kommentaren Adressaten und Besteller, Entstehungsumstände, Drucke und Abweichungen der Druckfassungen nachgewiesen.
S. v. B. Lorbeer-Wälder
Dieser Band wird von Ralf Schuster in Zusammenarbeit mit Klaus Garber und Hartmut Laufhütte erstellt und herausgegeben. Er wird voraussichtlich 2016 erscheinen. Auch diese Sammlung hat Birken chronologisch geführt. Sie enthält diejenigen Gedichte und Gedichtgruppen, die er von 1645 an, meist im Auftrag oder zur Beförderung eigener Anliegen, für Angehörige des deutschen, schwedischen und österreichischen Adels und Hochadels geschrieben hat. Dabei spielen eine besondere Rolle Gedichte für Mitglieder des Braunschweig-Lüneburgischen, des Brandenburg-Kulmbachischen und des sächsischen Herrscherhauses sowie der kaiserlichen Familie und ihr nahestehende Personen. Die Kommentierung erfolgt nach denselben Kriterien, nach welchen sie für die Bände 1 und 2 durchgeführt worden ist.
Betuletum
Dieser Band wird von Hartmut Laufhütte in Zusammenarbeit mit Klaus Garber und Ralf Schuster erstellt und herausgegeben. Er wird voraussichtlich 2016 erscheinen. Er stellt den lateinischen Autor Birken vor. Die Sammlung, die der Band präsentiert, hat Birken ebenfalls chronologisch angelegt und ausdrücklich zu späterer Publikation bestimmt. Anders als die Bände 1-3 und 5-6 enthält sie nicht nur – wenn auch überwiegend – Gedichte, sondern auch an verschiedene Personen geschriebene Briefe, die Birken offenbar besonders wichtig waren, und einige kürzere geistliche Texte. Die als Reinschrift geführte Sammlung enthält 138 zum Teil mehrteilige Texte; ein im Laufe der Zeit in zwei Teile auseinandergeratenes Arbeitsbuch mit für diese Sammlung bestimmtem Inhalt weitere 115. Der Reichtum souverän beherrschter metrischer Formen, deren Birken sich in den Gedichten bedient, ist ebenso bewundernswert wie die Beherrschung der Themen und Motive der antiken lyrischen Tradition. Auch hier handelt es sich beim größten Teil der Gedichte um Casualia. Sehr häufig gibt es deutschsprachige Gedichte Birkens zu denselben Anlässen. Die meisten Gedichte sind gedruckt worden. Die Kommentierung erfolgt nach denselben Kriterien, wie sie in den Bänden 1-2 durchgeführt worden sind. Am Ende eines jeden Kommentars wird eine Übersetzung des jeweiligen Textes geliefert.
Todten-Andenken und Himmels-Gedanken oder Gottes- und Todes-Gedanken
Sigmund von Birken. Hrsg. von Johann Anselm Steiger. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Tübingen 2009.
Der Band eröffnet die erstmalige wissenschaftliche Edition der geistlichen Schriften Sigmund von Birkens. Der Doppelband macht der Forschung die umfänglichste der handschriftlich überlieferten geistlichen Gedichte-Sammlungen Birkens zugänglich. Das Textcorpus umfasst 370 bis auf eine Ausnahme lyrische Texte aus den Jahren 1646-1681, dem Sterbejahr Birkens. Neben überwiegenden Trauergedichten umfasst die Sammlung Gelegenheitsgedichte zu einer Vielzahl anderer Anlässe, etwa zu Namenstagen, Hochzeiten, Taufen und Neujahrsfesten sowie Gebete, Emblemgedichte und Emblemerfindungen. Auch diese Sammlung ist chronologisch angelegt. Der Pfarrerssohn Birken legt in dieser Sammlung, die zum größten Teil gedruckte Texte enthält, ein geistliches Oeuvre vor, das an Umfang und Qualität dasjenige der meisten seiner Kollegen geistlichen Standes weit übertrifft. Sie erweist ihn als profunden Kenner des geistlichen Liedgutes seit der Reformation; nicht wenige seiner Lieder sind noch heute in Gesangbüchern zu finden. Die Kommentierung erfolgt nach denselben Kriterien, die in den bereits früher erschienenen Lyrik-Bänden wirksam sind.
Psalterium Betulianum
Sigmund von Birken. Hrsg. von Alexander Bitzel. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/Boston 2016.
Als einzige der von Birken geführten handschriftlichen Gedichte-Sammlungen ist diese nicht chronologisch, sondern thematisch und daher zu einem relativ späten, für uns nicht sicher fixierbaren Zeitpunkt angelegt worden. Sie enthält die mit je eigenen Titelblättern eröffneten Abteilungen: I. MorgenLieder, II. Jesu-Lieder, III. Himmlische Liebesflamme. Diese enthalten 52, 77 und 22 Gedichte bzw. Gedichtgruppen, die letzte danach eine Folge von Überschriften weiterer zur Aufnahme vorgesehener Gedichte. Die Sammlung ist ein recht eigenwilliger Bestandteil der vielfältigen Psalmen-Adaption vor allem im Protestantismus des 17. Jahrhunderts. Der ihr gewidmete Doppelband wird voraussichtlich 2016 erscheinen. Der Kommentarband, nach den für alle Bände geltenden Prinzipien angelegt, sucht Entstehungsdaten und -umstände sowie die theologie- und kirchengeschichtlichen Traditionen zu erhellen, in welchen Birkens Lieder stehen. Besonders reizvoll ist, dass zu einigen seiner in die Sammlung aufgenommenen Lieder Birken auch Notationen aufgenommen und die Komponisten benannt hat.
Anhang zu Todes-Gedanken und Todten-Andenken. Emblemata, Erklärungen und Andachtslieder zu Johann Michael Dilherrs Emblematischer Hand- und Reisepostille
Sigmund von Birken. Hrsg. von Johann Anselm Steiger. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/Boston 2012.
In sein Handexemplar der Nachrufschrift für seine 1670 verstorbene erste Ehefrau hat Birken eine große Zahl geistlicher Gedichte eingetragen. Sie werden hier erstmals veröffentlicht. Birken hat zu mehreren Werken theologischer Autoren Widmungsgedichte, Lieder und Emblemerfindungen beigesteuert. Sein wichtigster – und entsprechend intensiv belieferter – Besteller war der Hauptprediger an S. Sebald in Nürnberg, Johann Michael Dilherr. Was Birken zu einem der am weitesten verbreiteten Andachtswerke Dilherrs geliefert hat, hat er in einer eigenen Sammlung dokumentiert; sie wird in diesem Band ebenfalls erstmals veröffentlicht.
Erbauungsschrifttum
Sigmund von Birken. Hrsg. von Johann Anselm Steiger. Bearbeitet von Thomas Illg, Ralf Schuster und Johann Anselm Steiger. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/Boston 2014.
Der Doppelband macht herausragende, als Autographen überlieferte und nicht im Druck erschienene Werke Birkens erstmals verfügbar. Die Texte sind der frühneuzeitlichen Erbauungsliteratur zuzurechnen. Sie befassen sich sprachlich prägnant, argumentativ präzise sowie theologie- und sozialhistorisch höchst aufschlussreich mit dem Auftreten von Krisenphänomenen (Pest, Kometen). Gleichzeitig setzen sie Maßstäbe mit Blick auf die konsequent an alltäglichen Lebensbezügen orientierte, emblematische Einübung von pietas, zu der auch (im Anschluss an Harsdörffer) die gesprächsweise-spielerisch inszenierte Kommunikationsform wesentlich gehört. Zudem gewähren die Texte Einblick in Birkens persönliche Beichtpraxis und seine Konflikte mit dem Pietisten Philipp Jacob Spener.
Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Georg Philipp Harsdörffer, Johann Rist, Justus Georg Schottelius, Johann Wilhelm von Stubenberg und Gottlieb von Windischgrätz
Hrsg. von Hartmut Laufhütte und Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Tübingen 2007.
Der 2007 erschienene Doppelband enthält die wichtigsten der früh einsetzenden Korrespondenzen Sigmund von Birkens mit Georg Philipp Harsdörffer, Johann Rist, Justus Georg Schottelius, Johann Wilhelm von Stubenberg und Gottlieb von Windischgrätz. Diese Korrespondenzen, die sich teilweise gegenseitig erhellen, sind einerseits die wichtigsten, in vielerlei Hinsicht die einzigen Quellen für Birkens Biographie in den vierziger Jahren und für die Entstehungs- und Druckgeschichte vieler seiner Werke. Sie sind es, mehrfach in noch höherem Maße, für die Werke der Partner, deren Briefe an Birken die einzige oder doch die wichtigste Manuskriptüberlieferung darstellen. Sie gewähren instruktive Einblicke in das Kontakt- und Beziehungsgeflecht der Literaten untereinander und zwischen Literaten und Förderern bzw. Nutzern literarischer Dienstleistungen. Vor allem der über Jahrzehnte hin geführte Briefwechsel Birkens mit dem Freiherrn und späteren Grafen Gottlieb von Windischgrätz ist eine einzigartige Dokumentation der Rolle, welche Literatur und Literaten im Sozialgefüge der Gesellschaft des 17. Jahrhunderts spielen konnten.
Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Margaretha Magdalena von Birken und Adam Volkmann
Hrsg. von Hartmut Laufhütte und Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/New York 2010.
In diesem Band werden zwei mit allen Anteilen jeweils beider Partner erhaltene Briefwechsel vorgestellt. Den Band eröffnet der Briefwechsel Birkens mit seiner ersten Ehefrau Margaretha Magdalena. Er ist ein kulturgeschichtliches Dokument ersten Ranges. Die in den Jahren 1657 und 1658 spielende Vorgeschichte der Eheschließung (18.5.1658) zwischen dem ohne sicheres Einkommen in Nürnberg lebenden Dichter Birken und der in Bayreuth lebenden wohlhabenden Witwe Margaretha Magdalena Mülegk wird nicht nur durch Briefe zwischen den beiden, sondern auch durch Briefe Dritter nachgezeichnet. Die vorhandenen Briefe ermöglichen es, diese keineswegs unproblematische Eheanbahnung in allen Details genau zu rekonstruieren. Dabei werden in der damaligen Zeit gebräuchliche Vorgehensweisen ebenso deutlich wie die persönlichen Schwierigkeiten der beiden Hauptbeteiligten mit diesem Ehe-Projekt. Die Briefe und Briefkonzepte aus der Zeit nach der Hochzeit (1658 bis zum Tod Frau von Birkens 1670) sind Zeugnisse eines krisengeschüttelten, von Streitigkeiten geprägten Ehelebens, das auch aus zahlreichen Tagebucheintragungen Birkens kenntlich wird, die in den Kommentaren mitgeteilt werden. Ergänzt werden diese Briefe durch mehrere, zum Teil sehr umfangreiche Ehegebete und Schreiben, die Birken zur Ermahnung seiner Frau verfasst hat. Diese ausführlichen Denkschriften bieten eine Fundgrube an Informationen zu Birkens Frauenbild, seinen Rollenvorstellungen für Ehepartner und natürlich zu Interna seines Ehelebens. Vergleichbares aus der Zeit ist nicht bekannt. Der zweite Teil des Bandes präsentiert den Briefwechsel Birkens mit dem Bayreuther Juristen Adam Volkmann, der sich von 1660 bis 1664 erstreckt. Volkmann beriet Birken in juristischen Dingen: Birkens Frau hatte in Creußen Besitz, und es waren steuerliche Probleme und auch Streitigkeiten mit Schuldnern zu klären. Vor allem aber unterstützte und begleitete Volkmann Birkens Arbeit an der umfangreichen Neubearbeitung des Fuggerschen Ehrenspiegels für das Haus Habsburg. Birkens Arbeit in diesem Geschichtswerk kann durch den Volkmann-Briefwechsel bis zu dessen Tod 1664 gut dokumentiert werden. Schließlich enthält der Briefwechsel noch zahlreiche Informationen über Vorgänge am Bayreuther Hof und in seinem Umfeld.
Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Johann Michael Dilherr, Daniel Wülfer und Caspar von Lilien
Hrsg. von Almut und Hartmut Laufhütte in Zusammenarbeit mit Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/New York 2015.
Band 11 enthält die Dokumente des Kontakts Sigmund von Birkens mit drei prominenten, auch literarisch tätigen Theologen: Johann Michael Dilherr und Daniel Wülfer aus Nürnberg, Caspar von Lilien aus Bayreuth. Die beiden ersten Korrespondenzen waren bisher unpubliziert, von der dritten waren unzulänglich die Briefe Liliens veröffentlicht. Die drei Korrespondenzen sind wichtige Quellen für Biographie und Werkgeschichte aller vier Autoren. Sie dokumentieren auch wie Bd. 13.1 das Funktionieren der literarischen und sozialen Netzwerke der Zeit. Im Dilherr- und im Wülfer-Teil wird die intensive Zusammenarbeit Birkens mit beiden Theologen demonstriert; der erste ist u. a. eine Komplementärdokumentation zu Bd. 7. Die Korrespondenz mit Lilien ist im ersten Drittel eine Komplementärdokumentation zum Briefwechsel mit Catharina Regina von Greiffenberg (Bd. 12), begleitet dann die Entstehung mehrerer Werke beider Partner und zeigt beide als Förderer jüngerer Kollegen.
Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Catharina Regina von Greiffenberg
Hrsg. von Hartmut Laufhütte in Zusammenarbeit mit Dietrich Jöns und Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Tübingen 2005.
Dieser von 1662 an bis zu Birkens Tod geführte Briefwechsel ist einer der interessantesten Bestandteile des an faszinierenden Gegenständen reichen Manuskripte-Nachlasses Sigmund von Birkens. Briefpartner sind Birken selbst und die bedeutendste deutschsprachige Dichterin der Epoche, die Österreicherin Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694). Bis auf wenige unzulänglich publizierte Briefe der Letzteren ist das gesamte Textcorpus noch nie veröffentlicht worden; Birkens Beiträge zu diesem Briefwechsel waren bislang völlig unbekannt. Alle Briefe der Frau von Greiffenberg sind im Original erhalten. Von Birkens Anteilen bis Anfang 1672 gibt es von ihm selbst angefertigte partielle oder vollständige Abschriften. Aber auch in den späteren Jahren bleiben beide Seiten präsent: Birkens Empfangs- und Beantwortungsvermerke auf den bei ihm eintreffenden Briefen, seine Tagebücher, die inhaltlichen Bezugnahmen in den Schreiben der Partnerin sowie die Auswertung anderer Korrespondenzen Birkens gestatten es, diesen Briefwechsel hinsichtlich seiner Bestandteile und seiner Inhalte weitgehend zu rekonstruieren. Für die Wissenschaft ist er von allergrößtem Interesse. Er gewährt Einblicke in die private Existenz beider Partner und ihr soziales Umfeld, zu denen sich wenig Vergleichbares findet. Er dokumentiert die ökonomisch, sozial und mental prekäre Situation protestantischer Adliger in Österreich in der Zeit nach dem Westfälischen Frieden. Er demonstriert die von konfessionellen Eineingungen zwar berührte, aber kaum behinderte Teilhabe am literarischen Geschehen im damaligen Europa und ist gleichermaßen Dokument und Bestandteil der intensiven literarischen Zusammenarbeit der beiden Briefpartner. Er ermöglicht detaillierte werkgeschichtliche Rekonstruktionen, nicht nur für zahlreiche eigene Arbeiten der beiden Partner, sondern auch für solche anderer, zum Teil prominenter Autoren. Vor allem aber spiegeln die Briefe die denkgeschichtliche Situation, in welcher sich der Übergang von strenger lutherischer Orthodoxie, der beide Partner sich verpflichtet wussten, zu einer frühen Erscheinungsform dessen vollzieht, was später als Pietismus in Erscheinung treten sollte. Im Anhang werden einige bislang nicht bekannte Greiffenberg-Gedichte mitgeteilt.
Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und den Mitgliedern des Pegnesischen Blumenordens und literarischen Freunden im Ostseeraum
Hrsg. von Hartmut Laufhütte und Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil I: Texte; Teil II: Apparate und Kommentare. Berlin/Boston 2012.
Ein literarisch-soziales Netzwerk wird vorgestellt, das, von Martin Kempe (Königsberg) begründet, seit Mitte der sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts Sigmund von Birken nacheinander mit diesen stets oder zeitweise im Ostseeraum lebenden Literaten in Verbindung brachte: Samuel Friderici (Danzig, Tilsit), Gottfried Zamehl und Friedrich Hoffmann (Elbing), Johann Salomon Betulius (Grenzhof bei Mitau), Johann Röling (Königsberg), Johann Georg und Matthias Pellicer (Lübeck, Eutin, Ratzeburg), Daniel Bärholz (Elbing), David Nerreter (Königsberg, Narwa), Gertraud Möller (Königsberg), Christian Franz Paullini (Kopenhagen), Michael Kongehl (Königsberg), Hermann Lebermann (Lübeck), Christian Donatus (Königsberg). Einige Beteiligte waren oder wurden Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft, fast alle des Pegnesischen Blumenordens, der gleichsam eine nordöstliche Nebenstelle unterhielt. Mehrere der genannten Orte wurden von der im Reich agierenden Post nicht bedient; die Beförderung von Sendungen durch Kaufleute und reisende Studenten war zeitaufwendig und unzuverlässig. Kontakte zu den Gelehrten- und Verlagszentren des Reiches aber waren notwendig, wenn die Autoren nicht nur im eigenen Umfeld wahrgenommen werden wollten. Birken war für sie alle Berater, Vorbild und Förderer. Der Band gewährt tiefe Einblicke in die Mühsal des Literatenlebens der Zeit.
Er wird von Hartmut Laufhütte und Ralf Schuster erarbeitet und herausgegeben und wahrscheinlich 2017 erscheinen. Er wird Korrespondenzen Birkens mit mehreren Mitgliedern des Pegnesischen Blumenordens und der Fruchtbringenden Gesellschaft enthalten, die infolge der thematischen Eingrenzung des Bandes 13.1 dort nicht aufgenommen werden konnten. Einen zentralen Bestandteil wird die über Jahrzehnte hin geführte, nur durch Briefprotokolle Birkens und Textbuchnotizen repräsentierte Korrespondenz mit dem älteren Bruder Christian Betulius bilden.
Prosapia/Biographia
Sigmund von Birken. Hrsg. von Dietrich Jöns und Hartmut Laufhütte. Tübingen 1988.
In Bd. 14 wird erstmals die handschriftliche, überwiegend lateinisch verfasste Autobiographie Birkens publiziert. Auf diese Darstellung seines Lebens geht die gesamte spätere Birken-Biographik zurück. Freilich ist sie nie direkt ausgewertet worden, sondern hat ihre Wirkungsgeschichte über zwei Darstellungen des 17. und 18. Jahrhunderts entfaltet, deren Verfasser die Autobiographie nach je besonderen Gesichtspunkten ausgewertet haben. Die Veröffentlichung dieses Textes bietet die Möglichkeit, am Beispiel der Birken-Biographik als einem besonders deutlichen Einzelfall Möglichkeiten und Grenzen literaturwissenschaftlicher Biographik zu studieren.