Sektion 8
Laura Morgenthaler García (Bremen)
Max Doppelbauer (Wien)
Hispanismo africano
Im Jahre 1492 kommt es mit der Eroberung des Königreichs Granada durch die Katholischen Könige zum Abschluss der sog. Reconquista, der (christlichen) Eroberung von islamisch beherrschten Gebieten auf der Iberischen Halbinsel. Die kastilischen Eroberungen machten aber an der iberischen Mittelmeerküste nicht halt, und in den darauf folgenden Jahren wurden einige Gebiete, vor allem Inseln und befestigte Städte an der nordafrikanischen Küste von Spanien erobert. So wurde im Jahre 1497 Melilla erobert, 1505 Mazalquivir, 1508 Vélez de la Gomera, 1509 Oran und 1510 Bugia und Tripolis. Ceuta wurde bereits 1415 von den Portugiesen erobert und fiel an Spanien, als im Jahre 1580 ganz Portugal zur spanischen Provinz wurde. Nach Wiedererlangung der Unabhängigkeit Portugals im 17. Jahrhundert, blieb Ceuta dann nach einem Referendum vertraglich bei Spanien.
Nachdem im 19. Jahrhundert das spanische Kolonialreich in Amerika zerfiel, konzentrierte Spanien seine Interessen noch einmal mit eher mäßigem Erfolg auf Afrika. 1845 wurde Äquatorialguinea spanische Kolonie und im Jahre 1912 wurde das Protektorat Spanisch-Marokko mit der Kolonialhauptstadt Tetuán errichtet. Die meisten Besitzungen in Afrika gingen im Laufe der Jahrhunderte wieder verloren. Die letzten „Verluste“ aus spanischer Sicht waren durch die Unabhängigkeit Marokkos im Jahre 1956 Spanisch-Marokko, Äquatorialguinea im Jahre 1968, weiters Sidi Ifni im Jahre 1969, und Spanisch-Westsahara nach dem sog. Grünen Marsch und der de-facto-Annexion durch Marokko im Jahre 1975.
Seit einigen Jahren taucht immer wieder der Ausdruck hispanismo africano auf, um jene Studien zu benennen, die sich mit dem Spanischen auf dem afrikanischen Kontinent auseinandersetzen, sei es auf sprachlicher oder literarischer Ebene. So beschäftigen sich immer mehr WissenschafterInnen mit dem spanisch-arabischen Sprachkontakt (manche sogar mit dem Kontakt zwischen dem Spanischen und dem Tamazight) in den unterschiedlichsten Zusammenhängen. Und auch Literatur von afrikanischen AutorInnen, die in spanischer Sprache verfasst ist, findet immer größere Beachtung in literaturwissenschaftlichen Kreisen. Viele dieser Studien aber bleiben relativ isoliert und sind noch nicht Teil dieses großen Zusammenhangs eines hispanismo africano geworden.
Unsere Sektion will nun einen Rahmen für eben diese Studien bilden, die die spanische Sprache, die spanische Literatur und auch die spanischen Filme aus Afrika umfassen sollen.