Sektion 12
Jutta Langenbacher-Liebgott (Paderborn)
Rafael Arnold (Paderborn)
Ephemere Wörter
Anders als Erbwörter, die eine sehr lange und oftmals sehr genau dokumentierte Wortgeschichte haben, sind ephemere Wörter – wie der Name bereits sagt – von kurzer Lebensdauer. Es handelt sich dabei um flüchtige Lexeme, die oftmals nur für eine bestimmte Situation gebildet wurden und rasch wieder in Vergessenheit geraten. Dazu können hapax legomena, von denen wir nur einen (geschriebenen) Beleg haben, genauso zählen wie solche Wörter, die nur eine sehr kurze Zeitspanne im aktiven Gebrauch einer bestimmten Sprache verwendet werden. Während das ‘Geburtsdatum’ bei manchen dieser Wörter oftmals bekannt ist (z.B. wenn es sich um Wortbildungen in der Werbesprache oder im Journalismus handelt), ist es viel schwieriger festzustellen, ab wann sie nicht mehr verwendet werden. Ihre Registrierung in lexikographischen Werken täuscht dabei oft über den tatsächlichen Gebrauchswert.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass der Zusammenhang mancher ephemerer Wörter mit Personen (z.B. des öffentlichen Lebens, neuen Produkten oder Trends im Modebereich und im Lebenswandel allgemein) nicht automatisch dazu führt, dass sie solange in Gebrauch sind, wie die bezeichnete Sache/Person eine Rolle spielt. Ihr Gebrauchswert kann bereits viel früher enden.
Ziel der Sektion soll sein, den Kontrast zwischen ephemeren Wörtern und solchen von langer Dauer, also das Spannungsfeld zwischen Dynamik und Stabilität in der spanischen Lexik, sowohl unter diachronem als auch synchronem Gesichtspunkt zu analysieren. Ephemere Lexeme stellen ganz allgemein ein interessantes, nicht immer leicht zu fassendes Forschungsgebiet dar, das im virtuellen Raum des Internets (incl. Digitale Poesie) eine zusätzliche Dimension erhalten hat.
Dieses Thema, das in der Lexikologie verankert ist, bietet gleichzeitig viele Ansatzpunkte für Analysen im Rahmen der Wortbildungen, Entlehnungen, Neologismen und Onomastik; zudem verspricht es viele Erkenntnisse in Bezug auf Fachsprachen, Alltagssprache (Jugendsprache und Jargon), Werbesprache, Pressesprache, aber auch Literatur und Poesie. Und selbstverständlich ist es von großem Interesse für die Lexikographie, da diese über die Aufnahme solcher Wörter in Wörterbücher entscheiden muss. Im Rahmen der Sektionsarbeit sollen die Bedingungen, unter denen ephemere Wörter gebildet werden, und die mit der Bildung verfolgten Ziele und Absichten, vorausgesetzt es handelt sich um geplante Bildungen, untersucht werden. Ebenso soll nach den (sozialen und medialen) Bedingungen der Verbreitung und der (niedrigen oder hohen) Akzeptanz dieser Wörter gefragt werden, wie denn auch die Mechanismen zu analysieren sein werden, die die Kurzlebigkeit der ephemeren Wörter bestimmen.
Das Programm der Sektion verteilt sich auf zwei Tage. Vortragsvorschläge werden in spanischer (bevorzugt) und deutscher Sprache akzeptiert und können sich auf alle oben erwähnten Aspekte der Thematik beziehen.