Kriegsfolgen: Römische Niederlagen. Niederlagen und Verluste als Phänomene einer erweiterten Militärgeschichte der römischen Kaiserzeit
Das Projekt untersucht Niederlagen und Verluste als Phänomene einer "erweiterten Militärgeschichte" der römischen Kaiserzeit (1. - 3. Jh.). Militärgeschichte in der Erweiterung bedeutet, eine kulturhistorische Perspektive auf das militärhistorische Phänomen einzunehmen. Ausgehend vom Quellenbestand (literarische, epigraphische, archäologische Quellen) werden konzeptionelle Modelle oder Theorien entwickelt oder abgeleitet. Gesucht und erforscht werden "Muster" und Strategien, die sich in den Quellen beim Umgang mit römischen Niederlagen, Verlusten und Verlierern (insbesondere den Feldherrn bzw. auch dem Kaiser selbst) zeigen.
Untersucht werden insbesondere auch "Niederlagenphänomene" wie Tod für den Staat oder Gefangenschaft. Wie geht Rom mit den eigenen Kriegstoten und Gefangenen um? Auch unmittelbare Auswirkungen einer Niederlage auf das Heer finden Berücksichtigung, Meutereien, Unruhen, Traumata. Außerdem wird die Frage behandelt, ob römische Niederlagen zur Änderung politischer Strategien führten, ob es soziale Auswirkungen der Niederlagen und Verluste im Rahmen militärischer Konflikte gab, die auch die Gesellschaft und die Elite Roms nachhaltig veränderten.
Die Frage nach der Rolle der Niederlagen im kollektiven Gedächtnis und ein kulturhistorischer Vergleich mit den griechischen Poleis soll dann eine Wertung des spezifischen Umganges mit Niederlagen in Rom vorbereiten und eine Antwort darauf geben, wie die "römische Kultur" bzw. die "politische Kultur Roms" selbst den Umgang mit dem militärischen Phänomen prägte.
Ein ausführlicher Projektantrag wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und den entsprechenden Gutachtern und Gremien im April 2015 positiv begutachtet und eine Förderung zunächst für drei Jahre bewilligt.
Workshops
Im Zeitraum vom 04.-06. Oktober 2015 veranstaltete die Professur für Alte Geschichte einen epochen- und kulturraumübergreifenden Workshop, der den teilnehmenden Wissenschaftlern zu einem Austausch und der Vorbereitung einer internationalen Forschungskooperation diente. Hier finden Sie das Programm des Workshops.
Als Ergebnis des Workshops erschienen:
Niederlagen und Kriegsfolgen
Nach dem erfolgreichen Abschluß des Projektes (Oktober 2018), aus dem mehrere Aufsatz-Publikationen und das eben genannte Sammelwerk hervorgegangen sind, ist nun die folgende, erste Monographie vorgelegt worden:
Oliver Stoll, Vestigia Cladis - Roms Umgang mit militärischem Misserfolg. Niederlagen verdrängen, Siege betonen, Resilienz beweisen (Berlin 2019).
Vestigia Cladis
Fachtagung(en)
Wissenschaftliche Fachtagung "Geschichte wird von den Besiegten geschrieben. Darstellung und Deutung militärischer Niederlagen in Antike und Mittelalter", Universität Bochum 10.-12. Juni 2021, digital