Kriegsfolgen und Umweltkriege
Kriegsfolgen, Umweltkriege bzw. Ökologische Kriegführung und Sensory History
Habent sua fata libelli: Die unten aufgezählten Arbeiten und Vorhaben haben ihre Vorgeschichte in verschiedenen Projekten, aber auch gemeinsamen Lehrveranstaltungen (2017-2019) und Arbeitsgruppen, die sich als äußerst fruchtbar und effektiv erweisen haben, obwohl ihnen einen Drittmittelförderung (außer dem DFG-Projekt zu Niederlagen und Kriegsfolgen 2015-2018, siehe dort/ homepage zum erfolgreich abgeschlossenen Projekt mit Literatur) leider versagt worden ist. Mehrere der innovativen Ideen sind mittlerweile und danach auch in der Forschung außerhalb Passaus aufgegriffen worden, so dass das Potential der Passauer Ideen dazu offenbar zu sein scheint. Zu den genannten Vorarbeiten zählte z.B. ein Antrag auf eine internationale Forschergruppe 2016 (DFG), bei deren Kooperation der Einfluss des Krieges auf die Gesellschaft und insbesondere dessen Folgen für die Zivilbevölkerung behandelt werden sollte (EthDeZ). Mit Ethnozid, Demozid und Zwangsmigration wurden dort höchst aktuelle, ausgewählte Kriegsfolgenphänomene, konzentriert in drei geplanten Forschungsfeldern mit insgesamt sechs Teilprojekten, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Kriegsfolgen und Autorenperspektive (Innsbruck), Geiselstellung, Massaker, Zwangsmigration (Kassel), Kriege, Städte und Zivilbevölkerung (Passau). Im Jahr 2017 wurde bei der Gerda Henkel-Stiftung ein Antrag mit dem Titel „Kriege, Kriegsfolgen und Ökonomie. Ausgewählte Phänomene einer erweiterten Militärgeschichte für die römische Kaiserzeit“ eingereicht. Dann folgte 2019 (wieder bei der DFG) ein Antrag zu „Krieg, Gesellschaft und Ökonomie im Kontext“: Behandelt werden sollten hier insbesondere Gewaltmigrationen, Kriegsgefangenschaft und Friedensverträge mit ökonomischen Klauseln (KGÖ).
Insbesondere in diesem letzten Passauer Antrag bzw. den damit verbundenen Vorhaben und Teilprojekten, sind viele der nachfolgenden Arbeiten grundgelegt worden (insbesondere die Dissertationen und ihre spezifischen Themenstellungen). Die innovativen Fragestellungen und Themen, bei denen wir durchaus in einigen Feldern eine gewisse Vorreiterrolle behaupten dürfen, sind leider in den entsprechenden Fachgremien zur damaligen Zeit nicht in ihrem Potential erkannt worden. Heute sind sie aber – auch unter dem Eindruck der aktuellen Bedeutung des Krieges für und in Europa – durchaus wieder in einem weiteren Kreis von Wissenschaftlern ins Bewusstsein gelangt und Thema von Arbeiten und Beiträgen auch an anderen Universitäten. Neben dem Themenbereich der Sensory History, betreten wir nun auch mit dem Thema Umweltkrieg und Ökologische Kriegführung erneut für die Altertumswissenschaft und die Militärgeschichte der Antike recht ‚unbereiteten Boden‘ und hoffen auf fruchtbare Kooperationen und Förderung (ein eigener, größerer Aufsatz dazu ist bereits im Druck:s. untern Nr. 14: O. Stoll, De fluminum derivatione et vitiatione aquarum – von der Verwüstung der Natur im Territorium des Feindes oder zur Verteidigung eigenen Landes. Umweltkrieg und Ökologische Kriegführung in der Antike, erscheint in: MBAH 42, 2024 [wohl 2025]). Zusammen mit anderen europäischen Wissenschaftlern (u.a. Universidad Complutense Madrid, Dep. of Prehistory, Ancient History and Archaeology) arbeiten wir (Kecht, Stoll, Wieninger) mit eigenen Beiträgen seit kurzem an einem gemeinsamen Buchprojekt zu „Collateral damage. Environmental effects of Ancient Warfare" mit (dessen Drucklegung ist für 2025 geplant). Der aktuelle Stand der Arbeiten, von ihnen manche im Druck oder in Vorbereitung, bedingt, dass die nachfolgenden Informationen von Zeit zu Zeit bearbeitet und aktualisiert werden müssen [Stand Mai 2024].
Matthias Happach, M.A.
"Krieg und Ökonomie. Wirtschaftliche Aspekte und deren zugrundeliegende Parameter in römischen Friedensverträgen des 2. bis 6. Jahrhunderts nach Christus" (Arbeitstitel der Dissertation)
Christina Kecht, M.A.
„Zeugen der Gewalt. Der zeitgenössische Blick auf Gewalt gegen Nichtkombattanten in den römischen Kriegen des 4. Jahrhunderts nach Christus“ (Arbeitstitel der Dissertation)
1. „Ubique pavor et plurima mortis imago”. Genozid in der römischen Antike. In: J. Diemke (Hrsg.), Forschungen zur Gewalt in der römischen Antike (Stuttgart 2023. Hamburger Studien zu Gesellschaften und Kulturen der Vormoderne 24) 249–274.
2. Kriegerische Könige und fliehende Soldaten. Der Belagerungsbericht des Ammianus Marcellinus zwischen Kampfeseifer und Todesfurcht (in Vorbereitung).
3. „Auch diese Stadt wurde eingeäschert“. Expliziter Urbizid und genozidale Rhetorik in den Res Gestae des Ammianus Marcellinus (in Vorbereitung).
4. Burning Down (Abandoned?) Cities. Fire in Roman-Sasanian Urban Warfare in the Res Gestae of Ammianus Marcellinus (in Vorbereitung).
Univ.-Prof. Dr. Oliver Stoll (siehe auch weitere Publikationen)
1. L. Meier/ O. Stoll (Hrsg.), Niederlagen und Kriegsfolgen – vae victis oder vae victoribus? Vom Alten Orient bis ins Europäische Mittelalter: Historische und Kulturhistorische Beiträge eines Passauer Workshops, 4.-6. Oktober 2015 (Berlin 2016).
2. darin: „Vae Victis“ oder „Vae Victoribus“? Kriegsfolgen, Niederlagen und Deutungen – ein Thema der Neuen Militärgeschichte zur Antike. Vorwort und Einleitung, S. 1-10.
3. und auch: „Vae Victis“? Das kaiserzeitliche Rom und sein Umgang mit Niederlagen, S. 91-120.
4. Vestigia Cladis – Roms Umgang mit militärischem Misserfolg. Niederlagen verdrängen, Siege betonen, Resilienz beweisen (Berlin 2019).
5. „Nos exercitusque valemus – Wir und das Heer sind gesund“?!? Militärdiplome und andere Quellen für Niederlagen und Verluste des römischen Militärs in der Kaiserzeit. In: H. Schneider/ L. Thomas (Hrsg.), Alte Geschichte und Epigraphik. Werner Eck zum 75. Geburtstag (Wiesbaden 2019) 57-75.
6. Ab und (wieder) auf! Ein Beitrag zum Umgang mit Niederlagen in der römischen Kultur. In: R. Lafer/ H. Dolenz/ M. Luik (Hrsg.), Antiquitates variae. Festschrift für Karl Strobel zum 65. Geburtstag (Rahden/Westf. 2019) 337-345.
7. War and Civilians. A short Essay as an Introduction to the Papers in the Panel. In: K. Droß-Krüpe/ S. Fink/ R. Rollinger/ K. Ruffing (eds.), Societies at War. Proceedings of the tenth Symposium of the Melammu Project held in Kassel September 26-28, 2016 and Proceedings of the eight Symposium of the Melammu Project held in Kiel November 11-15, 2014 (Wien 2020) 293-306.
8. ‚Lernen aus Niederlagen‘ und ‚Schwächediskurse‘? Oder doch nur „aut vincere aut emori“? Bemerkungen zum komplexen Umgang Roms mit militärischen Niederlagen. In: E. Dabrowa (Hrsg.), Genethliakon. Studies on the Occasion of the Centenary of the Establishment of the Department of Ancient History of the Jagiellonian University. Electrum. Journal of Ancient History 29 (Kraków 2022) 197-218.
9. Gefangene, Gefangenschaft. In: Leonhard Burckhardt und Michael A. Speidel (Hrsg.), Militärgeschichte der griechisch-römischen Antike. Lexikon DNP Suppl. Bd. 12 (Stuttgart 2022) 314-322.
10. “Aureo hamo piscari…” – “Fischen mit goldenem Haken“. Vom Risiko militärischer Niederlagen für den römischen Kaiser. In: M. Kamenzin/ S. Lentzsch (Hrsg.), Geschichte wird von den Besiegten geschrieben. Darstellung und Deutung militärischer Niederlagen in Antike und Mittelalter (Frankfurt/ New York 2023) 377-435.
11. ‚Gruppenbild mit Dame‘ - Familienleben trotz „Eheverbot“. Militärfamilien in den Limeszonen des Imperium Romanum während des 1.-3. Jh. n. Chr. In: A. Denzler / A. Hartmann / K. Kiefer/ M. Raasch (Hrsg.), Familie und Krieg. Erfahrung, Fürsorge und Leitbilder von der Antike bis in die Gegenwart (Frankfurt/ New York 2023) 35-58.
12. Titus und sein ‚Versagen‘ als Kommandeur bei Josephus: die Zerstörung des Tempels von Jerusalem. Niederlagendeutungen im Bellum Iudaicum und ihr Publikum. Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde50, 2023, 65-118.
13. Wirtschaft und Militär. In: S. von Reden/ K. Ruffing (Hrsg.), Handbuch Antike Wirtschaft. Handbücher zur Wirtschaftsgeschichte (Berlin, Boston, Wien 2023) 629-664
14. De fluminum derivatione et vitiatione aquarum – von der Verwüstung der Natur im Territorium des Feindes oder zur Verteidigung eigenen Landes. Umweltkrieg und Ökologische Kriegführung in der Antike, in: MBAH 42, 2024, im Druck (Manuskriptabschluss 2023)
15. Josephus und die Belagerung Jotapatas 67 n. Chr. Vom jüdischen Feldherrn in Galiläa zum römischen Historiker des Jüdischen Krieges, erscheint in: S. Fink / B. Truschnegg (Hrsg.), Stadtbelagerungen zwischen Ost und West: Belagerungsstrategien und Belagerungstechniken im Vergleich (Innsbruck vrsl. 2025). (Manuskript abgeschlossen).
16. The destruction of cities and settlements and their environment in the context of sieges and war events as environmental war: intentional and collateral damage. In: A. Sanchez Sanz (Hrsg.), „Collateral damage. Environmental effects of Ancient Warfare“. Conflict, Environment, and Social Complexity 3, Springer Verlag, (in Vorbereitung, Abgabe Juni 2025).
Als Vorarbeiten zum Umweltkriegthema können ferner gelten: O. Stoll, Aus Wissen wird Können: „Amplius prodest locus saepe quam virtus” (Veg. mil. III 26,11). Landschaft in der militärwissenschaftlichen Fachliteratur der Antike. MBAH 33, 2015 [2016], 87-130 und Ders., „Mehr nutzt der Ort als Tapferkeit“ (Veg.mil. III 26,11). Vorstellungen von Landschaft bei den antiken Militärfachschriftstellern. In: M. Kasper/ M. Korenjak/ R. Rollinger/ A. Rudigier (Hrsg.), Entdeckungen der Landschaft. Raum und Kultur in Geschichte und Gegenwart. Montafoner Gipfeltreffen 2 (Wien, Köln, Weimar 2017) 119-136.
Für die Sensory History: Ders., ‚Schlachtengewitter‘: Kriegs- und Schlachtenlärm in der griechisch-römischen Antike. Eine Skizze zum Beitrag der antiken Militärgeschichte zur „Sensory History“. Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde 45, 2021, 46-70.
Florian Wieninger, M.A.
„Die Aufhebung von Massenversklavung in der römischen Republik“ (Masterarbeit 2018)
„Kriegsbeute in der römischen Kaiserzeit. Die wirtschaftlichen Facetten römischer Kriege und ihre sozioökonomischen Folgen“ (Arbeitstitel der Dissertation)
1. Antike Lebensbilder. Aus dem Leben von Sklaven und Freigelassenen im Alten Rom, in: Jahresschrift ArLan 5 (= Jg. 2018), 2019, 9-12.
2. Die angebliche Entscheidungsfreiheit des Feldherrn und die Senatspolitik in der römischen Republik: Das Beispiel der Aufhebung von Massenversklavung, in: M. Clauss / Ch. Nübel (Hrsg.), Militärisches Entscheiden. Voraussetzungen, Prozesse und Repräsentationen einer sozialen Praxis von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Krieg und Konflikt 9 (Frankfurt a.M./New York 2020), 213-248.
3. Vi capta! Institutionalisierte Gewalt im Zuge von Plünderungsprozessen der römischen Kaiserzeit, in: J. Diemke (Hrsg.), Forschungen zur Gewalt in der römischen Antike. Hamburger Studien zu Gesellschaften und Kulturen der Vormoderne 24 (Stuttgart 2023), 193-223.
4. „Princeps civitatis urgebat excidium, ne […] omitteret maiora “ – Der römische Belagerungskrieg im 3. und 4. Jh. im Spannungsfeld zwischen Feldzugsdynamik, militärischem Ressourceneinsatz und Truppenmoral, in: S. Fink / B. Truschnegg (Hrsg.), Stadtbelagerungen zwischen Ost und West: Belagerungsstrategien und Belagerungstechniken im Vergleich (Innsbruck vrsl. 2025). (in Vorbereitung).
5. The Sack of Cremona (69 AD) - or how the Romans usually did not plunder cities, in: War in the Ancient World International Conference 2024, Graz, 27. 29.06.2024 (in Vorbereitung).
6. „Plenae caedibus viae, cruenta fora templaque“ – Die römischen Bürgerkriege als emotional determiniertes Gewaltphänomen und ihre Eskalationsdynamik (in Vorbereitung).
7. Plunderers and Desolators of the Earth? Economic Warfare and Environmental Destruction in the Enemy’s Countryside during Roman Military Campaigns, in: A. Sanchez Sanz (Hrsg.), Collateral damage. Environmental effects of Ancient Warfare. Conflict, Environment, and Social Complexity 3 (in Vorbereitung, wohl 2025)