Labor für Kulturgut-Digitalisierung
Das Labor wird an der Universität Passau betrieben und vom Lehrstuhl für Digital Humanities verantwortet. Es versteht sich als wissenschaftlicher Entwicklungs-, Experimentier- und Projektraum für die Digitalisierung und digitale Inwertsetzung kulturellen Erbes sowie als Schnittstelle zwischen Forschung, Lehre und Praxis.
Möglichkeiten:
- Digitalisierung von kulturellen Artefakten von 3 mm bis zu 1,5 m
- in 3D: Photogrammetrie, Laserscan, Streifenlichtscan
- in 2,5D: Reflectance Transformation Imaging (Erhöhung der Oberflächenstruktur)
- in 2D: Photographie; Buchscan, Multispectral
- Digitalisierung von Texten
- Texterkennung
- Textkodierung
- Analyse und Visualisierung semistrukturierter und strukturierter Daten
- Web-Publishing
- Digitalisierungen von Denkmälern außerhalb des Labors mit Kameras und Drohne
Ausstattung
Die Stationen des Labors können an den Windows-Rechnerarbeitsplätzen vor Ort genutzt werden.
Die Digitalisierung von Objekten mittels Digitalfotografie ist ein häufig eingesetztes Verfahren insbesondere im Archiv- und Museumsbereich.
Im Lab ist eine hochauflösende digitale Spiegelreflexkamera (Canon EOS 6D 50 MP) montiert sowie LED-Leuchten aus dem Bereich der Studiofotografie. Weiteres Equipment (z. B. Grau- und Farbkarten) steht zur Verfügung.
Für fotografische Arbeiten steht umfangreich Ausrüstung zur Verfügung, die das Umsetzen anspruchsvoller Projekte sowohl im stationären als auch im mobilen Rahmen ermöglicht:
- Fotoapparate: Canon EOS 100 D, Canon EOS 6D, Canon EOS 5DS R (Canon-Objektive: 50mm, 100mm, 18mm); Nikon D3300 (Nikon-Objektiv 18-55mm)
- Zubehör: Stative, 6 Walimex-Schweinwerfer (Tageslicht-LEDs, dimmbar) mit Diffusorhauben, Pop-Up Lichtwürfel (75x75x75cm), diverse Hintergründe (Kartonagen, Stoffe in blau und grün), Aufnahmetisch, LED Flächenlampen
Die Methode der Photogrammetrie ermöglicht das Erstellen dreidimensionaler Objekt-Digitalisate über das Medium der Fotografie. Serielle Aufnahmen werden mittels der Software Agisoft zu Punktwolken bzw. Dreiecks-Netzen verrechnet, die mit der fotografisch erfassten Oberflächentextur kombiniert werden. Ergebnis ist eine digitale Repräsentation des Objekts als 3D-Modell.
Die DJI Mavic Air 2 hat eine Kamera mit Video-(4K) und Foto-(12/48MP) Funktion, ein Abfluggewicht von 570 g und eine max. Flugzeit von 30 min., eine drei-Achsen-Stabilisierung, Hindernisvermeidung in 3 Richtungen und eignet sich daher besonders für den Einsatz im Gelände für Foto- und Video-Aufnahmen von größeren Denkmälern.
Das Virtual Reality-Headset mit zwei Touch Controllern und Inside-out-Tracking mit LCD-Panel (2560x1440 pixel) eignet sich für den Einsatz zur Visualisierung von Computersimulationen, virtuellen Räumen, 3D-Modellen oder 360-Grad-Videos. Die mitgelieferte Software eignet sich als Schnittstelle für die Konfiguration eigener VR-Räume.
Reflectance Transforming Imaging eignet sich für flache Objekte mit Reliefstruktur – Münzen etwa. Die RTI-Methode ermöglicht eine optisch überhöhte Wiedergabe der Oberflächenbeschaffenheit, wodurch Objekt-Details plastisch hervortreten und so besser ablesbar werden. Gearbeitet wird mit fixer Kameraposition, aber mit variablem Lichteinfall. Die Oberfläche wird anhand der Reflexionen und der fotografisch erfassten Textur mittels einer Software rekonstruiert.
Verfügbar sind:
- selbst gebauter RTI-Dom (Zur Erklärung: https://visit.uni-passau.de/de/buildings/ueber-das-projekt/digitalisierung/ueber-das-projekt/digitalisierung/rti-dome)
- RTI Freihand
Durch das MSI-Verfahren können unter der Trägeroberfläche eines Text- oder Bildmediums verborgene Artefakte sichtbar gemacht werden (Palimpzestische Texte, Untermalungen u. Ä.). Das Gerät steht ausschließlich einem definierten Nutzerkreis nach spezieller Schulung zur Verfügung.
Der David eignet sich besonders für die Aufnahme von Oberflächenbeschaffenheiten von kleineren Objekten (30-500mm). Methodisch wird dabei ein Licht-Streifenmuster auf das zu untersuchende Objekt projiziert, wobei zwei parallel versetzt montierte Industriekameras das projizierte Muster aufnehmen. Softwareseitig wird das aus der Kameraperspektive verzerrte Streifenmuster erkannt und die Oberflächenbeschaffenheit anhand der Verzerrungen berechnet. Mehrere dieser Aufnahmen ergeben eine vollständige Beschreibung der Oberfläche.
Der hochauflösende Handscanner wird professionell in den Gebieten Industrie, Medizin und Denkmalpflege verwendet. In der Kulturgutdigitalisierung eignet er sich insbesondere für das Scannen immobiler Kleinst-Objekte (mit einer Punkt-Genauigkeit von 0,05mm) im Architekturbereich und in Museen, genauso kann er aber auch für Scans in Studio-Situationen eingesetzt werden. Eine zu dem Gerät ausgelieferte Software ermöglicht eine geschlossene Arbeitskette im Digitalisierungsprozess.
Optical Character Recognition (OCR) ist ein Verfahren der automatischen Texterkennung, das eingesetzt wird, um Texte und Dokumente, die etwa in digitalen Bildformaten vorliegen in computerlesbare Zeichen zu transformieren. Dadurch werden etwa digitale Suchen, Verarbeitungen und Annotationen von Texten gewährleistet. Am Lehrstuhl verwenden wir die OCR-Technik je nach Projektanforderung etwa mithilfe von tesseract, calamari und als Äquivalent für handgeschriebene Texte die handwritten text recognition (HTR) mit Transkribus.
Eine Software, die zur fachgerechten Publikation von Ergebnissen aus Digitalisierungsprozessen dient, ist das Content Management System Omeka, das auf die schnelle und einfache Erstellung von Online-Ausstellungen spezialisiert ist. Das System bietet zahlreiche Erweiterungsmöglichkeiten für eHumanities-Projekte, darunter das Modul Neatline zur Erstellung von erzählenden Präsentationen einschließlich Texten, Objekten, Karten und einer Zeitleiste. Zur Anwendung kam Omeka mit Neatline z. B. beim Lehrstuhl-Projekt Feldforschung zum Ersten Weltkrieg.
Nutzung
Das Labor für Kulturgutdigitalisierung kann im Rahmen der Digital Humanities für Forschungsarbeiten und Lehrprojekte nach Absprache unterstützend eingesetzt werden. Dies ist sowohl an den Rechnerarbeitsplätzen vor Ort als auch durch Entleihe von einzelnen Geräten nach Anmeldung per Netzwerkzugriff möglich.
Zur Nutzung der Ausstattung des Labors ist eine Voranmeldung über den Verleihservice für Medientechnik des ZIM erforderlich. Reservierungen über das Verleihsystem sind nur möglich, wenn Sie im Uni-Netz angemeldet sind. Wenn Sie von unterwegs oder von zu Hause auf das Verleihsystem zugreifen möchten, müssen Sie sich vorab über den VPN-Zugang im Uni-Netz anmelden.
Nach Buchung einer Station (siehe Nutzungshinweise) kann mit Nina Kunze ein Termin für die Nutzung des Labors ausgemacht werden.
Lesen Sie bitte die Nutzungsbedingungen. Die Anerkennung dieser ist obligatorisch für die Buchung von Stationen im Labor.
Wenn Sie im Rahmen eines Kurses Ausrüstung zum Einsatz außerhalb des Labors benötigen, können Sie diese gegebenenfalls nach Absprache entleihen. Füllen Sie dazu im Beisein eines Mitarbeiters des Lehrstuhls für DH einen Leihschein aus. Achten Sie bitte darauf, JEDEN entliehenen Posten zu verzeichnen (z. B. auch Akkus, Kabel, Adapter, Taschen, etc.).
Kontakt
kulturgutdigital@uni-passau.de
Nina Kunze
HK 16, Raum 306/307
Tel.: +49 851 509 3454
Folgen Sie uns auf Twitter: Kulturgutdigital@Passau
Online-Bibliothek Kulturgutdigitalisierung
Literatur zum Thema Kulturgutdigitalisierung findet sich in der Online-Bibliothek zur Kulturgutdigitalisierung
Finanzierung
Das Labor für Kulturgutdigitalisierung wurde unter anderem eingerichtet mit Unterstützung
- des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Kontext des Projektes Deutsch-Tschechisches Digital Humanities Labor zur historischen Feldforschung
- des Programms „Interreg V-A Österreich-Bayern“ im Rahmen des Projekts "Virtuelle Verbund-Systeme und Informations-Technologien für die touristische Erschließung von kulturellem Erbe“
- und der Dr. Hans-Karl Fischer Stiftung.