Die polnischen Konzilien
Für Polen bereitet die übergroße Zahl an Konzilien Probleme. Rein theoretisch wäre von ca. 250 Konzilien provinzialer oder nationaler Natur zwischen dem Jahr 1000 und 1998 auszugehen – was sich bei genauerem Hinsehen als weit übervollständig erweist. Schlechte Überlieferung, spärliche Angaben über Ort und Zeit der Abhaltung, aber auch nachlässige Übernahmen in der Literatur haben dazu geführt, dass viele Konzilien mehrfach gezählt werden. Die Liste der polnischen Konzilien von diesen Phantomen zu bereinigen, ist der erste Schritt. Hinzu kommt, in umgekehrter Richtung, eine vermehrte Aufmerksamkeit für möglicherweise übersehene Konzilien. Längere Zeitabschnitte scheinen ohne Konzilien ausgekommen zu sein, genauso wie es signifikante Kumulationen gibt.
Auffälliges Charakteristikum ist die ungleiche Produktion von Konzilien in den einzelnen Kirchenprovinzen: an der Spitze steht das Erzbistum Gnesen, lange Zeit die einzige Metropolie, die erst im 14. Jahrhundert mit Halicz-Lemberg eine zweite Provinz an die Seite gestellt bekommt; die übrigen Metropolien (Riga, Mohylew, Warschau, Posen, Krakau, Wilna, Breslau) sind Erscheinungen der Neuzeit mit entsprechend geringerem Anteil an Konzilien. Zusätzliche Schwierigkeiten bereitet die Terminologie, da wegen der dominanten Rolle Gnesens die Unterscheidung von National- und Provinzialkonzilien nicht immer zu treffen ist.