Repertorium Russlanddeutsche

Katharina II. holte sie ins Zarenreich: Russlanddeutsche haben in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion viele Spuren hinterlassen. Eine Forschungsgruppe macht diese ausfindig und erstellt daraus ein Handbuch, um künftigen Forschungen die Arbeit zu erleichtern.
Zarin Katharina die Große, selbst Deutsche, unterzeichnete 1763 einen Erlass:
"Wir Catharina die Zweite (…) Verstatten allen Ausländern, in Unser Reich zu kommen, um sich in allen Gouvernements, wo es einem jeden gefällig, häuslich niederzulassen."
Das historische Manifest ist der Beginn der Geschichte der Russlanddeutschen, es löste die Migration deutscher Siedlerinnen und Siedler aus. Und zugleich ist das Dokument eine Spur, die diese Deutschen unter anderem in Russland hinterlassen haben.
Passauer Forschungsgruppe trägt Spuren zusammen
Eine Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Wünsch hat sich zum Ziel gemacht, all diese Spuren systematisch zu erfassen, um künftige Forschungen zum Thema zu erleichtern. Am Ende soll ein quellenkundliches Handbuch entstehen, das einen Überblick über die Archive und deren Bestände in Russland, den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und in Deutschland bietet. Das Projekt erhält Fördermittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.
Russlanddeutsche - das sind: jene deutsche Siedlerinnen und Siedler aus dem handwerklich-bäuerlichen Milieu, die dem Ruf von Zarin Katharina II. folgten, sowie deren Nachkommen. Die Geschichte dieser Deutschen ist sehr wechselvoll: Sie reicht von zunächst gelungener Integration in die Gesellschaft des Zarenreiches bis hin zu Deportationen und Zwangsmigration innerhalb der Sowjetunion. Das macht die Arbeit der Forscherinnen und Forscher zur besonderen Herausforderung. Denn die Spuren dieser Gruppe sind auf verschiedenste Archive verteilt. Dokumente der Aussiedlung finden sich etwa in Deutschland, weitere Zeugnisse in ganz unterschiedlichen Regionen, von der Ukraine über Sibirien bis hin zu Georgien.
Impulskonferenzen 2015 und 2017
Um den Kontakt zu den Archivarinnen und Archivaren in Russland und den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion herzustellen, wurden 2015 und 2017 Fachkonferenzen in Passau abgehalten. Ziel war es, längerfristige Verbindungen herzustellen und den Kreis der Autorinnen und Autoren untereinander nahe zu bringen. Zum Tagungsbericht
Vernetzung mit Expertinnen und Experten
Das Passauer Forschungsteam setzt auf den Austausch mit Archivarinnen und Archivaren sowie weiteren Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der russlanddeutschen Geschichte. Das Handbuch, das am Ende der Forschungen entstehen soll („Repertorium“), deckt ein breites Spektrum ab. Der erste Teil soll Perspektiven aufzeigen: Welche Gebiete sind noch kaum erforscht? Welche neuen Ansätze wären denkbar? Der zweite Teil beinhaltet eine geographische Gliederung, wo sich Spuren der Russlanddeutschen finden: in Deutschland, Russland, der Ukraine, Kasachstan, Kirgistan, Georgien und Moldau. Das Repertorium soll in der Schriftenreihe des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE, Oldenburg) erscheinen. Möglichkeiten der Herausgabe des Bandes in russischer Sprache werden gegenwärtig geprüft.
Projektleitung an der Universität Passau: Prof. Dr. Thomas Wünsch (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Osteuropas und seiner Kulturen)
Laufzeit: 01.11.2016 - 31.10.2019
Mittelgeber: BKM - Beauftragte/r der Bundesregierung für Kultur und Medien
Projektnummer: ZMV 12- 2516DK0624
Förderhinweis: Dieses Projekt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.