Projektziele
Seit ihrer Einwanderung ins Russische Imperium im 18. Jahrhundert haben die aus deutschen Kleinstaaten stammenden Siedler umfangreiche Quellenüberlieferungen hinterlassen. Bedingt durch ihre Siedlungsgeschichte und spätere Zwangsmigration finden sich heute Spuren der Lebens- und Wirkungsgeschichte der Russlanddeutschen vom Schwarzen Meer bis zum Pazifik. Politische Umwälzungen des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, dass sich historische Überlieferung zu den Russlanddeutschen nunmehr über mehrere Staaten erstreckt. Es ist gerade die weitläufige Archivlandschaft und die ungenaue inhaltliche Erschließung einzelner Bestände, die die Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen zu einer besonderen Herausforderung macht.
Ziel des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Projekts ist es daher, die über zahlreiche Archive und verschiedene Länder verteilten Quellen zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen systematisch zu erfassen, die relevanten Bestände inhaltlich zu erschließen und auf dieser Grundlage ein quellenkundliches Handbuch (Repertorium) zu erstellen. Das geplante Repertorium soll einen Überblick über die zentralen Bestände der Archive und Museen im postsowjetischen Raum sowie in Deutschland bieten, die Quellen zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen bereithalten. Mit dieser Bestandsaufnahme will das Projekt dazu beitragen, die Nutzung dieser Bestände durch die Forschung zu vereinfachen und die Suche nach dem relevanten Material zu erleichtern.
Die Erstellung eines Repertoriums setzt eine enge Zusammenarbeit mit Archivaren, Experten für historische Hilfswissenschaften oder Fachwissenschaftlern vor Ort voraus. Im Rahmen des Projekts werden daher zwei Impulskonferenzen durchgeführt, die einen persönlichen Kontakt zu den potentiellen Autoren des Repertoriums ermöglichen sollen. Diese multilaterale Kooperation stellt eine besondere Herausforderung für das Projekt dar, bietet aber gerade deshalb auch die Chance, aus dem breiten Kreis der Archivare und Historiker Impulse für neue Zugänge zur Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen aufzunehmen und neue Forschungsperspektiven aufzuzeigen. Die Ergebnisse der an beide Tagungen anschließenden Bestandsaufnahme werden im geplanten Repertorium festgehalten.
Im weiteren Sinne soll das geplante quellenkundliche Hilfswerk dazu beitragen, das Interesse an der Geschichte der Russlanddeutschen zu beleben und neue Forschungsarbeiten anzuregen. Durch die Analyse der aktuellen Archivsituation und Forschungsmöglichkeiten, kann das Repertorium wesentlich zur Erforschung deutscher Kultur und Geschichte im Osten Europas beitragen.